Ein vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen der Programmlinie „ways2go“ finanziertes Projekt.
Nahversorgung funktioniert in Österreich unterschiedlich gut. In Ballungszentren gibt es weniger bis keine Probleme damit, in peripheren Regionen kommt es jedoch immer mehr zu einem Wegfall von fußläufigen Nahversorgungsquellen. Je kleiner eine Gemeinde ist, desto stärker ist die Problematik. Während mit einem Pkw ausgestattete Bevölkerungsteile längere Wege gut überbrücken können, werden VerbraucherInnen ohne Pkw in ihren Versorgungs- und Auswahlmöglichkeiten zunehmend eingeschränkt. In sozialer Hinsicht sind weniger mobile Bevölkerungsteile – insbesondere Frauen (vor allem mit Kinderbetreuung), Ältere, allein Wohnende und Menschen mit Behinderung – besonders betroffen, wenn in „zumutbarer“ Entfernung ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge nicht gegeben ist.
Ziel des ways2go-Projekts „NAHMOBIL – Nahversorgung & Mobilität: Innovative Nahversorgungskonzepte im ländlichen Raum aus Genderperspektive“ war es, Mobilitätsprobleme, die sich durch Nahversorgungsdefizite ergeben, zu identifizieren und neue Mobilitätslösungen und Formen der Nahversorgung zu erarbeiten. Als Zielgruppe für die Forschungsarbeit wurden Frauen im ländlichen Raum gewählt, da Frauen nach wie vor in erster Linie für die Familien- und Versorgungsarbeit zuständig sind. Die Ergebnisse des Projekts tragen einerseits zu einer Verbesserung der Datengrundlagen zum Mobilitätsverhalten von Frauen in ländlichen Regionen in Österreich bei und liefern andererseits Vorschläge für innovative Nahversorgungskonzepte mit intelligenten Mobilitätslösungen aus Sicht von ExpertInnen. Das Projekt wurde in mehreren empirischen Arbeitsschritten durchgeführt.
In einer Literatur- und Internetrecherche wurden die Ursachen für die Situation und Entwicklungsdynamik der Nahversorgung im ländlichen Raum und sich daraus ergebende Mobilitätsprobleme näher analysiert. Diese Recherche diente auch der Auswahl jener steirischen und niederösterreichischen Gemeinden und Regionen, die für die folgenden Arbeitsschritte herangezogen wurden. Ebenfalls wurde auf Basis der Literaturstudie ein Gesprächsleitfaden für die 13 ExpertInneninterviews ausgearbeitet, die mit politischen VertreterInnen der Gemeinden sowie mit VertreterInnen aus dem Bereich Wirtschaft persönlich bzw. telefonisch durchgeführt wurden. In diesen Interviews wurde die aktuelle Nahversorgungssituation in Niederösterreich / der Steiermark bzw. in einzelnen Gemeinden erörtert, Konzepte zur Verbesserung bewertet und die Rolle der Mobilität hinsichtlich Nahversorgung betrachtet. In einem weiteren Schritt wurden 12 Tiefeninterviews mit BetreiberInnen größerer und kleinerer Handelsbetriebe geführt, die Informationen über die Nahversorgungproblematik aus Sicht von HändlernInnen lieferten. Wie die ExpertInnengespräche fanden die Tiefeninterviews anhand eines Gesprächsleitfadens sowohl face-to-face als auch telefonisch statt. Im Rahmen der Studie wurden weiters 6 Fokusgruppen mit insgesamt 42 Frauen in den zuvor definierten Gemeinden durchgeführt, um die Meinungen der Bürgerinnen in Bezug auf die eigene Nahversorgungssituation einzuholen, eine ideale Nahversorgungssituation unter Berücksichtigung von Mobilitätsaspekten zu diskutieren und innovative Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Basierend auf den vorangegangenen Untersuchungen wurde ein standardisierter Fragebogen erstellt und eine telefonische Befragung von 600 Frauen aus niederösterreichischen und steirischen Gemeinden mit bis zu 4.000 EinwohnerInnen durchgeführt. Ziel der Bevölkerungsbefragung war es, detaillierte repräsentative Daten über das Mobilitätsverhalten und Einkaufsverhalten von Frauen in ländlichen Regionen zu erheben und Nahversorgungskonzepte durch Frauen bewerten zu lassen. Abschließend wurde ein Workshop durchgeführt, bei dem die Ergebnisse präsentiert und mit ExpertInnen aus unterschiedlichen Disziplinen Lösungsvorschläge diskutiert wurden.
Download der Broschüre: Broschüre_Nahmobil
Download des Pressetextes als PDF: Der Überlebenskampf ländlicher Nahversorger
Download der Ergebnisse der telefonischen Befragung als PDF: Chartsbericht_Nahmobil_MAKAM