Ein durch das Sicherheitsforschungs-Förderprogramm KIRAS vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie finanziertes Projekt.
Österreich genießt den Ruf, ein sicheres Land mit hoher Lebensqualität zu sein. Dieser Ruf ist mitverantwortlich für die Attraktivität Österreichs als Wirtschaftsstandort und als Tourismusdestination. Um dieses Image auch in Zukunft zu wahren, ist eine effektive Kriminalitätsbekämpfung unbedingt notwendig, die wiederum voraussetzt, dass die österreichischen Sicherheitsinstitutionen über das tatsächliche Ausmaß der Kriminalität in Österreich informiert sind.
Die Kriminalstatistik spiegelt nicht die gesamte Kriminalitätswirklichkeit wider, sondern nur jenen Teil der Straftaten, der auch gegenüber der Polizei zur Anzeige gebracht wird. Damit basieren alle sicherheitspolitischen Entscheidungen auf einer unvollständigen und damit unzureichenden Datengrundlage. Die Dunkelfeldforschung erfasst jenen Teil der Delikte, der nicht in den offiziellen Statistiken aufscheint, und ermöglicht damit eine Annäherung an die Kriminalitätswirklichkeit. Ein geeignetes Instrument zur Aufhellung des Dunkelfelds stellt die Viktimisierungsbefragung dar, bei der die Bevölkerung selbst zu ihren Opfererfahrungen befragt wird.
Ziel des vorliegenden Projekts ist es, durch die Befragung einer repräsentativen Stichprobe der österreichischen Bevölkerung (n=10.000) zu ihren Erfahrungen der Viktimisierung verlässliche Daten für die Straftatbestände Sachbeschädigung, Raub, Diebstahl, Einbruchsdiebstahl, Belästigung und Gewalt zu erhalten. Die Ergebnisse der Studie werden den Daten der Kriminalstatistik gegenübergestellt und sollen damit eine Berechnung der Anzeigenquote erlauben. Zudem sollen allfällige Differenzen in den Merkmalsausprägungen von Opfern, Tatumständen sowie Tatfolgen zwischen Hell- und Dunkelfeld aufgedeckt werden.
Um verlässliche Ergebnisse zu garantieren, ist ein stufenweises Vorgehen geplant, d. h., in einem ersten Schritt werden qualitative Forschungsmethoden (ExpertInneninterviews, Focus Groups) eingesetzt, die wertvolle Erkenntnisse für die spätere quantitative Erhebung liefern sollen. So soll sichergestellt werden, dass sensible Themen frühzeitig als solche erkannt werden, dass möglichst viele Motive, die ein Opfer dazu veranlassen können, eine Straftat nicht anzuzeigen, bekannt sind, dass Definitionsunklarheiten (etwa Unterschiede im alltagssprachlichen und strafrechtlichen Verständnis) und andere mögliche Quellen für Missverständnisse erkannt und bei der Gestaltung des Fragebogens berücksichtigt werden können.
Mit dem im Rahmen des Projekts „Viktimisierung – Opferwerdung in Österreich“ generierten zusätzlichen Wissen wird die Kriminalstatistik sinnvoll ergänzt und die Ressourcen zur Verbrechensbekämpfung können entsprechend zielgerichteter eingesetzt werden. Dass dies auch geschieht, wird durch die Einbeziehung der beiden Bedarfsträger SIAK und BKA gewährleistet. In beiden Institutionen besteht ein konkreter Bedarf nach einer umfassenden Viktimisierungsbefragung („Kriminalstatistik NEU“, „Bündnis gegen Gewalt“). Somit ist garantiert, dass die Ergebnisse einen nachhaltigen Mehrwert für die Sicherheit in Österreich bringen.