Die Studie „Weiterbildung in Österreich“ geht in die nächste Runde. Im Jahr 2009 zum ersten Mal von der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PBEB) in Auftrag gegeben, wird sie seitdem von MAKAM Research im jährlichen Rhythmus nun schon zum 13. Mal erstellt.

Die Studie zeigt, dass in Krisenzeiten Weiterbildung an Bedeutung gewinnt und durch die sich verändernden Arbeitsbedingungen und Arbeitswelten neue Anforderungen an Aus- und Weiterbildung entstehen, die ein Umdenken erfordern. New Work, das vor allem für Individualität, Selbstständigkeit & Eigenverantwortung steht, erfordert nicht nur neue Schlüsselkompetenzen für MitarbeiterInnen, sondern auch neue Leadership-Fähigkeiten. Für Anbieter besteht die Herausforderung darin, ihr Angebot den neuen Anforderungen anzupassen und die Effektivität und Wirksamkeit von Online Trainings durch innovative Ansätze zu erhöhen. Es bleibt auf jeden Fall spannend, an welchen Lernformaten die Unternehmen künftig festhalten und welche an gewollter oder erzwungener Beliebtheit einbüßen werden.

Die Bereitschaft mehr in Weiterbildung zu investieren, hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt

6 von 10 Unternehmen sehen eine zunehmende Bedeutung von Weiterbildung in ihrem Unternehmen in den nächsten Jahren und so planen heuer auch knapp 30% mehr Budget für die Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren. Corona hat zwar letztes Jahr, wie auch in vielen anderen Branchen, einen Dämpfer für die Weiterbildungsbranche gebracht, doch heuer steht die Wichtigkeit von Lebenslangem Lernen wieder im Fokus der Unternehmen.

Trainings im Bereich Management und Unternehmensführung gewinnen stark an Bedeutung, Umweltschutz verliert stark an Relevanz

Während sich die Unternehmen durch Trainings im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung (43%) nach wie vor den größten Konkurrenzvorsprung erwarten, gewinnt Management und Unternehmensführung (38%) im Vergleich zu den Vorjahren stark an Bedeutung (plus 10%-Punkte). Ein Grund dafür kann in der hohen wirtschaftlichen Unsicherheit liegen, die eine qualifizierte und resiliente Unternehmensleitung erfordert. Verkaufstraining & Marketing (38%) bleibt wichtig, Technik und Produktion fällt mit 34% auf den 4. Platz.

Informatik & EDV und Sicherheit, jene beiden Bereiche, die im letzten Jahr aufgrund von Corona wichtiger wurden, bleiben heuer etwa auf dem Vorjahresniveau und verlieren nur geringfügig an Relevanz. Hingegen verliert Weiterbildung im Bereich Umweltschutz stark an Bedeutung, was an einer notwendigen anderen Priorisierung der Bildungsaktivitäten aufgrund von Corona liegen kann.

New Work, das vor allem für Individualität, Selbstständigkeit & Eigenverantwortung steht, erfordert neue Schlüsselkompetenzen nicht nur aller MitarbeiterInnen, sondern auch der Führungsebenen

Im Zusammenhang mit New Work werden Individualität, Selbstständigkeit & Eigenverantwortung (95% der Unternehmen erachten dies als (sehr) wichtig) sowie Resilienz (Krisenfestigkeit) (91%) als besonders wichtig erachtet. Aber auch eine Agilität der Strukturen und Prozesse, um flexibel und rasch auf Veränderungen (92%) reagieren zu können, ist in Zeiten einer „neuen Arbeitswelt“ unverzichtbar.

Um diesen sich verändernden Arbeitsbedingungen und Arbeitswelten gerecht zu werden, wird es immer wichtiger, dass MitarbeiterInnen über dynamische Kompetenzen, wie Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstorganisation (90%) verfügen.

Aber auch Problemlösungsfähigkeit, Resilienz und Anpassungsfähigkeit werden von jeweils 3 von 4 Unternehmen als künftig wesentliche Qualifikationen der Belegschaft angesehen.

Formales Wissen, wie gute Fachkenntnisse (57% geben dies an) und eine gute Ausbildung (50% nennen dies) werden hingegen künftig vergleichsweise weniger wichtig sein.

Die Notwendigkeit einer starken Führung scheint für das Bedürfnis nach Stabilität wichtiger denn je zu sein.

Die sich verändernden Arbeitsbedingungen und Arbeitswelten, bedingt durch zunehmende Digitalisierung und durch die derzeitige Unsicherheit in der Krisensituation, erfordern ein Umdenken der Führungskräfte. Viele Leadership-Fähigkeiten werden immer wichtiger, um dezentral arbeitende MitarbeiterInnen erfolgreich führen und Unternehmensziele realisieren zu können. Konkret verlangt New Work von Führungskräften vor allem Resilienz (85%), Vertrauen in die MitarbeiterInnen (83%), Flexibilität (79%) und Problemlösungsfähigkeit (75%).

Das reine Präsenztraining ist am effektivsten, wird aber zugunsten digitaler Lernformate stark verdrängt

Es zeigt sich eine rasante Verschiebung  von reinen Präsenztrainings zu digitalen Lehrmethoden: Waren es noch vor dem ersten Lockdown im März 2020 drei Viertel der Unternehmen, die Präsenzschulungen planten, sind es in diesem Jahr nicht einmal 40%. Digitale Lernformen steigen hingegen um das Doppelte auf 34%, auch Blended Learning wird wichtiger (plus 16%-Punkte auf 25%).

Trotzdem wird Präsenztrainings eindeutig die höchste Wirksamkeit (97%) zugesprochen. Blended –Learning – also ein Mix aus Online und Präsenz sehen 3 von 4 Unternehmen als effizientes Lernformat an, unentschieden zeigt sich die österreichische Unternehmenslandschaft hingegen bei E-Learning: Während 46% dies als (sehr) wirksam erachten, bestreiten etwa gleich viele dessen Wirksamkeit. Das widerspricht der zunehmenden Bedeutung (rein) digitaler Lernformen, kann aber bedeuten, dass jenen Unternehmen, die digitale Lernformate als weniger oder gar nicht effizient einschätzen, aufgrund der Corona-bedingten Alternativlosigkeit keine andere Wahl bleibt, als auf digitale Lernformen umzusteigen.

Sind innovative, digitale Lerntools die Zukunft der Weiterbildung?

Fast alle Unternehmen sehen in innovativen digitalen Lernformaten Zukunftspotenzial. Vor allem Microlearnings im Rahmen von Lern- und Wissensportalen, die bedarfsorientiert abgerufen werden können, könnten für fast 8 von 10 Unternehmen künftig Bedeutung haben. Aber auch multisensorisches Lernen, also Lernformate, wo unterschiedliche Sinne angesprochen werden, werden von fast 2 Drittel der Unternehmen als zukunftsträchtig beurteilt. Das gleiche gilt für virtuelles Mentoring und Coaching, dem vor allem in Zeiten des Social Distancings hohe Bedeutung zukommt. Die Bedeutung von sehr kostenintensiven Lernumgebungen, wie Virtual Reality oder Gamifizierte Lernangebote, werden eher ambivalent gesehen. So erachtet etwa die Hälfte der Unternehmen diese in Zukunft als (sehr) bedeutend, der andere Teil hingegen als weniger bzw. gar nicht zukunftsträchtig.

Mag.(FH) Christian Bayer, Sprecher der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung und Geschäftsführer der  TÜV AUSTRIA AKADEMIE GMBH resümiert die Studienergebnisse zum heurigen Tag der Weiterbildung: „DANKE an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Studie “Weiterbildung 2021“ und an unseren langjährigen Partner MAKAM Research GmbH. Weiterbildung ist ein #Mutmacher! Neue Skills im Bereich Technik, IT, Führung, Zusammenarbeit und Krisenfestigkeit stehen am Trainingsplan. Die Mitgliedsunternehmen der Plattform Erwachsenenbildung sind Ihr Trainingspartner. #Mutmacher_innen sind gefragt!“

Sample und Methodik

Die Ergebnisse resultieren aus einer repräsentativen Befragung von 500 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern (50% online und 50% telefonisch im CATI-Telefonstudio von MAKAM Research GmbH im März und April 2021.